Der Versuch, Musik Sprachen zu lernen, scheitert manchmal an mehrdeutigen poetischen Texten, Dialekten und undeutlicher Aussprache. Auch sollte man nicht alles nachplappern, was Sänger oder Rapper sagen. Aber auch Missverständnisse, Slang und altmodischen Redensarten können eine Sprache erschließen, so wie es ja auch kleinen Kindern geht, wenn sie ihre Muttersprache lernen. Musik und Poesie sind eingängiger als Prosa und bleiben leichter in Erinnerung.

Handy mit Playliste, deutscher Pass, Songtexte der Ärzte, Zeitung mit der Überschrift Kultur

Undeutliche Aussprache, Mundart, Slang, Poesie und Ironie machen es auch Muttersprachlern wie mir schwer, Songtexte zu verstehen. Nicht alles ergibt Sinn, manches vielleicht für Eingeweihte, anderes wohl schon lange nicht mehr, und auch zeitlose Zeilen und Redensarten eignen sich zwar zum Mitsingen aber nicht für den täglichen Sprachgebrauch. Zumal auch nicht alles korrekt, fehlerlos und akzentfrei ist. Meine Auswahl umfasst Rock- und Pop-Klassiker, Volkslieder und Schlager. Manche Lieder habe ich selbst erst bei der Recherche auf Spotify entdeckt.

Mundart, Schnauze und Singsang

Während Köln seine Mundart liebevoll pflegt, deren heiterer Singsang wie geschaffen für Liedermacher scheint, ist der ironisch-aggressive klang der berühmt-berüchtigten „Berliner Schnauze“ nur noch selten zu hören und in seiner heutigen Form leicht zu verstehen: „Ich“ wird zu „ick“ oder „icke“, gut zu „juut“ und viele Ortsnamen werden zu Abkürzungen, die auf i enden, verniedlicht. „Ick wohn ja nur (am) Görli“ ist ein schönes Beispiel dafür. Zur Melodie und Bassline des Dancehall-Reggae-Klassikers „Girlie Girlie“ lädt das Lied dazu ein, die besungenen Orte zu entdecken. Mit ähnlichem Sound wurde Peter Fox und seine Band Seeed berühmt, deren legendäres „Dickes B“ auch viele Jahre später immer noch zum Mitsingen und Tanzen taugt.

Sprachlich und musikalisch können manche Songs mit ähnlichen Titeln kaum unterschiedlicher sein, wie „Tage wiede dieser“ von Juli, Stoppok und den Toten Hosen, während aus den zahlreichen Liedern mit Titeln wie „ich muss gar nichts“ oder „du musst gar nichts“ die von Antje Schomaker, Grossstadtgeflüster, Die Sterne, Düsseldorf Düsterboys und Kellerkommando schon besser harmonieren.

Dichter und Denker, Stars und Unbekannte

Das Land der Dichter und Denker, als das Deutschland sich früher gern sah, hat natürlich genug zu bieten, das für jeden Musikgeschmack etwas dabei sein sollte. Nachdenklich-kritische Liedermacher:innen wie Dota Kehr (Bademeister*in, Öffentlicher Nahverkehr), Mine (Hinterher), Berq und Buntspecht, die populären Ärzte mit ihren oft kontroversen Texten. Aktuelle deutsprachige Interpreten aus dem Indie-Bereich sind auch Von Wegen Lisbeth (Wenn du tanzt, Elon Musk kommt nicht ins Berghain), Kraftklub (Ich will nicht nach Berlin) und Danger Dan (Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt).

Bildschirmfoto-Collage mit Playliste und Songtext von Hildegard KnefTexte zum Mitsingen

Spotify zeigt übrigens bei manchen die Songtexte im Karaoke-Stil zum mitlesen an, aber nicht bei allen. Eine Suche bei Genius Lyrics oder Lyrics Translate hilft in solchen Fällen oft weiter.

Auf der Playliste befinden sich Klassiker von Udo Jürgens (Liebe ohne Leiden, Ich war noch niemals in New York), Reinhard Mey (Über den Wolken, Ankomme Freitag den 13.) , Hannes Wader (Heute hier, morgen dort, Gute Nacht, Frreunde) oder Nina Hagen (Du hast den Farbfilm vergessen, Wenn ich ein Junge wär) oder die schon in der DDR beliebte Band SIlly.
Zu den neueren Beiträgen auf meiner Liste zählen Masha Qrella (Wut und Glück), Juju (Sommer in Berlin, Fick dein Insta) und NIna Chuba.

Die eklektische und unvollständige Liste ist eine musikalische Entdeckungsreise mit deutschen Texten: Ironie, Intimität, Indie-Rock, Rap-, Punk- und Pop-Musik laden zum Zuhören und Entdecken ein!

Bildschirmfoto der Playliste

https://open.spotify.com/playlist/4f939mTNsaLONxxBOvRLQg