Zukunftsromane von Daniel Suarez (BIOS), Dave Eggers (The Circle), Tom Hillenbrandt (Drohnenland), Teri Terry (Slated / Gelöscht) und Ursula Poznanski (Die Verratenen)

Gute Zukunftsliteratur ist gleichermaßen visionär, unterhaltsam und oft auch gesellschaftskritisch. Einige lesenswerte Romane dieses Genres beschäftigen sich mit den Themen Individualität, Freiheit, Transparenz und Überwachung.

Post-Privacy ist als bewusste, meist nur teilweise und oft künstlerisch überhöhte, Überwindung der klassischen Privatsphäre ein provokatives Statement, das gewisse Privilegien voraussetzt. Als kategorischer Imperativ wäre es absurd, wie Dave Eggers in seinem grotesken Roman Der Circle überspitzt und unterhaltsam zuende denkt.

In Tom Hillenbrands Drohnenland führt der Transparenzgedanke in ein technokratisches Überwachungssystem, das für die meisten seiner Bewohner Sicherheit und Wohlstand bedeutet, das jedoch anfällig für Manipulation ist. Selbstfahrende Autos, Drohnen, Datenbrillen und ein allzu blindes Vertrauen in den technischen Fortschritt, während ein Teil Europas bereits durch die Folgen des Klimawandels überschwemmt wurde, kann zu Recht als „Near Fiction“ mit einem satirischen Blick auf unsere gegenwärtige Gesellschaft bezeichnet werden.

Satirische Gesellschaftskritik im Gewand des Zukunftsromans ist auch Quality Land von Marc-Uwe Kling, der als Poetry-Slam-Künstler und Autor der Känguruh-Chroniken bekannt wurde. Der technologische Fortschritt wird hier als menschlicher Rückschritt entlarvt.

Daniel Suarez entwirft in BIOS eine von Biotechnologie geprägte Zukunftsgesellschaft, die auch vor der Manipulation der genetischen Identität nicht Halt macht. Im Gegensatz zu vielen anderen westlichen Geschichten dieser Art spielt seine Zukunftsvision in Südostasien, nachdem Europa und die USA ihre frühere Vormachtsstellung eingebüßt haben und nun selbst als Wirtschaftsflüchtlinge nach Singapur kommen. Der Protagonist seines Romans verliert seine Identität und findet sich eines morgens im Körper seines größten Feindes wieder.

Freund und Feind sind oft nicht so leicht zu unterscheiden, wie es totalitäre Gesellschaften gerne hätten. In der Eleria-Trilogie (Die Verratenen, die Verschworenen, die Vernichteten) der österreichischen Krimi- und Jugendbuchautorin Ursula Poznanski sind nach einer Umweltkatastrophe nur wenige Städte im Schutz gläserner Kuppeln übrig geblieben. Als die ambitionierte Studentin Eleria unerwartet diese Welt verlassen muss, erfährt sie die andere Seite der Wahrheit.

Auch die Trilogie Slated (Gelöscht, zersplittert, bezwungen) von Teri Terry ist eine futuristische Dystopie, in der eine junge Protagonistin erfahren muss, dass nichts mehr so ist, wie es scheint. Als Resozialisierungsmaßnahme wurde der jungen Protagonistin das Gedächtnis gelöscht, damit sie als neuer Mensch eine zweite Chance erhält. Ihre frühere Identität ist damit scheinbar für immer verloren…

Keines dieser Bücher handelt von Raumschiffen oder Außerirdischen, denn die Menschen selbst und ihre Erfindungen sind scheinbar fremdartig genug um uns Grund zur Furcht oder zur Hoffnung auf die Zukunft zu geben. Bis dahin bleibt vielleicht ein bisschen Zeit zum Lesen und Nachdenken.