In eigener Sache: mein Open-Mind-Blog war bisher komplett werbefrei. In Zukunft werden möglicherweise gelegentlich Anzeigen zu sehen sein, und ein Klick auf diese bringt vielleicht ein bisschen Kleingeld für die Serverkosten, zunächst aber vor allem die Erkenntnis, wie Google mit kleinen 08/15-Blogbetreibern umgeht.

Wer mich ernsthaft unterstützen möchte, kann das als Kunde, auf Patreon oder bei Buy Me a Coffee tun.

Zusätzlich kooperiere ich als Werbepartner mit Unternehmen, die ich ohnehin empfehle und selbst nutze, wie das Öko-Modelabel Armedangels oder die Fahrradmanufaktur myVelo. Als Werbenetzwerk nutze ich ansonsten AffiliateWindow (AWIN), wo ich selbst entscheiden kann, mit wem ich zusammenarbeite und mit wem nicht.

Künstlerische Inspiration und Kleingeld für meine Serverkosten

Technologisch und gesellschaftlich spannende Projekte werden hier bloß am Rande gestreift, denn Open-Mind-Culture ist und bleibt bis auf weiteres ein WordPress-Blog mit kostenlosen Themes und Plugins. Zeitweilige Integration von Google-Schriftarten, Google Ads und Analytics beschränke ich auf Unterseiten wie diese, als Experimentierfeld für die weitere WordPress-Entwicklung.

Die vielen Fehlschlüsse der digitalen Werbemethoden sind nicht nur technologisch, sondern auch künstlerisch interessant. Ästhetisch faszinierend, gelegentlich überraschend inspirierend, und nicht selten unfreiwillig komisch, hat Werbung auf mich als kritischen Konsumenten selten die erwünschten Folgen. Ich würde eher sagen, die Industrie entlarvt sich hier selbst, ähnlich wie ein Rap-Musiker einst über seine Mitstreiter lästerte: „ich nehm euch nur auf Tape auf, ihr disst euch ganz alleine.“

Anderersetis mag ich kaum glauben, dass sich digitale Marktforschung und so genannte künstliche Intelligenz immer noch auf solch miserablem Niveau bewegen, wie es Werbebanner, Spam-E-Mails, und Support-Chat-Bots befürchten lassen. Entweder wird hier versucht, veraltete Technologie mit unzureichenden Ressourcen noch möglichst lange möglichst gewinnbringend einzusetzen, oder es soll bewusst ein falscher Eindruck vermittelt werden, wie harmlos die bestehende Software sei, oder welch großer Durchbruch eine teurere neue Alternative. Denkbar ist auch, dass sich die Software absichtlich dumm stellen soll, um die menschliche Interaktion zu erhöhen und die Menschen dazu zu bringen, durch gut gemeinte Kritik und Verbesserungsvorschläge kostenlos Daten an die Hersteller zu liefern.

Ich bin kein Influencer

Ich staune nicht nur über die schlechte Werbung, sondern auch darüber, dass es manchen Menschen zu gelingen scheint, als so genannte Influencer von Werbeeinnahmen zu leben. Vermutlich funktioniert das nur in Ausnahmefällen, jedenfalls nicht für kritische Privatblogger wie mich, die in erster Linie spontan und persönlich schreiben, anstelle ein gewinnorientiertes Social-Media-Konzept zu verfolgen.

Die meisten Links in diesem Blog sind auf jeden Fall ohne jegliches finanzielle Interesse aus reinem inhaltlichen Interesse gesetzt, die wenigen selbst gewählten Affiliates (Armedangels, myVélo, und berufliche Plattformen) wären ebenfalls gut genug gewesen, um sie auch ohne Gegenleistung zu verlinken.

Bei den klassischen Werbebannern handelt es sich dagegen um Inhalt, der nicht von mir, sondern von Google ausgewählt wird und der dir vermutlich sehr bekannt vorkommen wird. Gerne darfst du trotzdem mal draufklicken, schließlich bezahle ich den Server, ohne den du diesen Artikel gar nicht zu Gesicht bekommen hättest. Aus technischer Sicht ist es interessant zu sehen, dass die automatische Platzierung der Werbung inzwischen auch ohne vorbereitete Freiflächen funktioniert.

Noch interessanter finde ich allerdings die Beobachtung, was teilweise für ein scheinbar sinnloser Quatsch erscheint, der mich jedesmal daran zweifeln lässt, ob das Geschäftsmodell „Online-Werbung“ nicht zu 90% nur noch durch Klickbetrug funktioniert.

Nutzlose Personendaten

Kontextbezogene Werbung war eine praktische Sache, doch die heutige Werbeindustrie arbeitet mit personenbezogener Werbung. Dazu erheben sie unververhältnismäßig viele personenbezogene Daten, um auf dieser Grundlage meist ziemlich unpassende Werbung auszuspielen, seien es Produkte, die nicht interessieren oder solche, die interessieren, aber bereits gekauft wurden. Diese sinnlosen Anzeigen erscheinen dann auf fast jeder Website, die die üblichen Werbenetzwerke einbindet.

Clean Adverstising

Das hat Jeremy Keith in seinem Beitrag Clean advertising gut auf den Punkt gebracht: „there’s a problem with behavioural advertising. It doesn’t work. Forget privacy: you’re terrible at targeting anyway.“

Thematische oder personalisierte Werbung

Werbung war früher oft thematisch passend zum Inhalt von Webseiten, klassisch akquiriert und manchmal speziell auf bestimmte Artikel oder Kategorien zugeschnitten. Ähnlich funktioniert das subtilere Content-Marketing, wo Interesse an Themen geweckt wird, um später in so genannten Advertorials bezahlte Werbelinks im redaktionellen Fließtext zu verstecken. Influencer, also Menschen die mit ihren Blogs oder Social-Media-Kanälen sehr viele potentielle Kund:innen erreichen, setzen gerne auf entsprechende Werbepartnerschaften und verdienen angeblich viel Geld damit.

Wer selbst weit davon entfernt ist, auch nur ein:e „Micro-Influencer:in“ zu werden, wird auf diese Weise wenig Einkommen erzielen, aber immerhin weniger Unmut und unnötigen Datenverkehr verursachen als mit den ebenso unrentablen automatisch ausgespielten Werbebannern.

Dass letztere so schlecht funktionieren, hat noch einen weiteren Grund. Personalisierte Werbung setzt nicht nur auf mögliche Kaufinteressen, sondern bietet seit Jahren repduzierbar genau die Produkte an, die die Kundschaft gerade eben erst gekauft hat und verfolgt diese teilweise über Jahre mit den wiederkehrenden Anzeigen für dieselben Produkte. Wie anfällig und alternativlos muss ein Produkt bitteschön sein, dass es schon kaputt geht, wenn wieder mal dafür geworben wird, und ich dann tatsächlich zum zweiten oder dritten mal genau denselben Schrott in den Warenkorb lege?

Wenn es sich dagegen um hochwertige und langlebige Produkte haben, die nicht selten entsprechend hochpreisig waren, wie wahrscheinlich ist es dann, dass ich, mit oder ohne Werbebanner, ein zweites oder drittes genau gleiches Produkt kaufe? Bei Verbrauchsmaterial mag das grundsätzlich klappen, aber auch nur dann, wenn sie online bestellt werden. Staubsaugerbeutel, Bücher oder Bier habe ich allerdings noch kein einziges Mal im Internet bestellt, sondern kaufe sie gerne in einem Ladenlokal, auf dem Markt oder in der Wirtschaft.

Lingerie auf Linguee – „das könnte ihnen auch gefallen?“

Online-Werbung für Dinge, die ich schon habe

Online-Werbung für Dinge, die ich scheinbar schon habe: schöne Schuhe, Bahncard und Badehosen. Mehr Muskel-Sixpack ist bereits bestellt.

Aber auch Korrelation und Ähnlichkeit stoßen schnell an die Grenzen des maschinellen (Miss-)Verstädnisses. „Wer A kauft, wird wahrscheinlich auch B kaufen“ brachte treffsichere Empfehlungen als nur wenige Menschen wenige Dinge im Internet kauften, meist sehr spezielle Produkte. Wertlos wird die Korrelation, wenn Käufer eines Buch-Bestsellers auch Schmuck und Staubsaugerbeutel online bestellen. Passende Produkte aus gleichen Kategorien ergeben oft mehr Sinn, scheinbar naheliegende Begriffsvarianten weniger: wenn ich eine Ringlampe und einen Penisring bestelle, brauche ich dann auch eine Penisringlampe? Außerdem haben viele Begriffe mehr als eine Bedeutung, die sich teilweise nur aus dem Kontext erschließt. Ein String-Regal ist ein Möbelstück, ein String ist ein Datentyp beim Programmieren, aber auch die Kurzform eines Kleidungsstücks.

Oft irrelevant und nervig, wird die verfolgende Werbung zum Problem, wenn auffällige Werbebanner in ungeeigneten Situationen erscheinen. Mit ihrem Targeting über Orts- und Gerätewechsel hinweg missachten Werbenetzwerke nicht nur die Privatsphäre, sondern bringen Menschen mitunter in peinliche Situationen, wenn beispielweise plötzlich Werbung für Unterwäsche auf einer seriösen Website erscheint, die im beruflichen Kontext bei einem Meeting oder einer Präsentation aufgerufen wurde. Linguee.com hat sehr große Plätze für Bannerwerbung. Meinen Werbeblocker hatte ich ausgeschaltet, um den Service auf diese Weise zu unterstützen.

Kritisch wird diese Art von Werbung auch für Menschen mit einer paranoiden Disposition. Wer ohnehin befürchtet, verfolgt und manipuliert zu werden, leidet besonders stark darunter, wenn das gelegentlich tatsächlich geschieht.

Google Ads – eine blinde Datenkrake?

Es ist oft sogar lustig, wie viel schlecht gemachte und unpassende Werbung mir angezeigt wird. Ich hoffe, dass eure Auswahl ein bisschen schöner ist, sofern ihr nicht sowieso einen Werbeblocker verwendet. Hier eine kleine Collage aus Bannern, die in meinem Blog und in einer digitalen Tageszeitung erschienen.

Collage dümmlicher Werbebanner

Abstruser und unterhaltsamer wird es nur noch in meinem Posteingang. Spam-E-Mails sind voller Klischees und Anzüglichkeiten. Würde ich bloß die Betreffszeilen zu zitieren, würde meine Website früher oder später zunächst von Google abgestraft und schließlich von meinem Provider als vermeintliche Erotikseite abgeschaltet mit Aufpreis versehen werden. Automatisches Erkennen ihrer offensichtlichen Dreistigkeit versuchen die Absender durch scheinbar geschickten Einsatz von Sonderzeichen und absichtlichen Tippfehlern zu verbergen. Dennoch gelingt es GMX und Google ganz gut, fast alle solcher Nachrichten direkt in einen Spamverdachtsordner zu verschieben.

Werbeblocker und andere Alternativen

Waren Werbeblocker zunächst ein großes Versprechen, sehen manche sie immer noch als Verschlimmbesserung an. Hatte die Werbeindustrie zunächst technologisch gegen ihre Wirksamkeit kämpft, gab es später die Möglichkeit, sich gegen Zahlung an die Adblock-Hersteller eine Ausnahme zu erkaufen. Selten kam es vor, dass versehentlich ein erwünschter Inhalt gelöscht wird, häufiger dringt trotz allem eine ganze Menge unerwünschter Werbung durch die Filter, zumal sie teilweise als scheinbar redaktioneller Inhalt gekauft wurde (Advertorial).

browser warning: matches a known tracker

Die Blockade bleibt jedoch ein unvorgesehener Eingriff in Websites, und für manche Seitenbetreiber entfällt damit eine Einnahmequelle, ohne die beispielsweise kostenlose Blogs nicht mehr betrieben werden können. Der Umgang mit störender Werbung ist also gar nicht ganz so einfach, wie es auf den ersten Blick vielleicht scheint.

Wer, wie weiter oben beschrieben, von störenden Inhalten verfolgt wird, kann verschiedene Strategien verfolgen, sie wieder loszuwerden. Im Browser die Cookies löschen, entweder ganz radikal alle, was aber zur Abmeldung und möglichem Verlust von erwünschterweise gespeicherten Vorlieben und Einstellungen führt. Selektives Löschen einzelner Cookies hat den Nachteil, dass nicht alle offensichtlich gemäß ihrer Zwecke benannt sind, die meisten allerdings schon. Ad, Track und Bid in verschiedenen Kombinationen und Abkürzungen, ebenso TV und dubiose Top-Level-Domains sind dringende Löschkandidaten.

Eine andere Strategie wäre, die Verfolger durch Mitbewerber auszustechen, die mehr Geld für Werbung ausgeben und daher im automatisierten Bieterverfahren die Oberhand gewinnen. Aussichtsreiche Kandidaten sind unter anderem Mode, Möbel, Baumärkte und die Automobilindustrie, aber das kann je nach Saison und Kampagne wechseln und schützt nicht davor, die unbeliebten Verfolger schließlich doch wieder auf dem eigenen Bildschirm zu sehen.

Digitales Rauschen für den Datenschutz

Das Erzeugen pseudozufälligen Datenmülls ist eine weitere Option gegen personenbezogene Werbung. Hier wird die Werbung nicht ausgeblendet, sondern versucht, das Targeting zu verwirren, es geht also primär um Datenschutz und nicht um das Ausblenden störender Ansprache. Das Projekt Make Internet Noise hat einen Zufallsgenerator programmiert, der Suchmaschinen mit zufälligen Anfragen befeuert, um das wahre Interessenprofil der Kunden in einer Art von digitalem weißen Rauschen untergehen zu lassen. Eine modifizierte Version mit deutsch-englischem Wörterbuch und einer übersetzten und ergänzten Erklärung habe ich auf der Seite open-mind-culture.org/internetnoise.html ausprobiert. Test und Feedback sind gerne willkommen.

Der aktuelle Datensatz enthält deutsch- und englischsprachige Begriffe, die größtenteils aus drei unterschiedlichen Quellen stammen: Aus dem ursprünglichen Datensatz des amerikanischen Projekts habe ich Suchwörter entfernt, die mir zu sehr nach einer Wörterbuchattacke (Dictionary Attack) aussahen, darunter das afrikanische Erdferkel (Orycteropus), das als Aardvark viele alphabetisch sortierte Listen eröffnet. Eine erste Ergänzung weitgehend deutscher Suchbegriffe enthält viele Produkte und Shopping-Kategorien, während das jüngste Update viele Fachbegriffe ergänzt, die zwar aus der IT-Welt stammen, aber außerhalb dieses Kontextes eine oder mehrere andere Bedeutungen haben, darunter auch vermeintlich verdächtige Begriffe wie „tails“, „Tor“ oder „Kali“, die gerüchteweise als heuristische Anzeichen krimineller Hackeraktivitäten gelten.

Netzaktivist:innen zufolge könne die vermehrte Verwendung verdächtiger Begriffe durch unschuldige privilegierte Personen dazu beitragen, zurecht oder zu unrecht verfolgte, vulnerable Menschen vor Verdächtigung und Verfolgung zu schützen, indem das digitale Rauschen die Aussagekraft solcher Suchbegriffe verringere. Wie bereits erwähnt, handelt es sich hier aber um keine politische, sondern eine künstlerische Aktion, die dementsprechend rechtlich durch die Kunstfreiheit gedeckt ist.

Die beschriebene Variante des verbalen Zufallsgenerators erzeugt Suchanfragen seltener als die urpsrüngliche Version, um die Aktion weniger unnatürlich erscheinen zu lassen.

Spam Poison und Test-Integration von Google Page Ads etc.

Fight Spam! Click Here! Internet noise generator: makeinternetnoise.com. Project Honey Pot tries to stop spammers before they even get your address.